[Supergau] Fwd: Re: [AG-BGE] Die SPD:‬ klares Nein zum Bedingungslosen ‪Grundeinkommen

Beate Kiefner beate at kiefner.de
Mo Mär 21 00:59:03 CET 2016


den Frithjof (gaukler) schätze ich sehr und er weiß halt mehr, als nur
'das habe ich immer schon gesagt'!
Gruß,
Beate


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Betreff: Re: [AG-BGE] Die SPD:‬ klares Nein zum Bedingungslosen
‪Grundeinkommen
Datum: Sun, 20 Mar 2016 16:20:44 +0100
Von: gaukler at dadabit.de <gaukler at dadabit.de>
Antwort an: AG Bedingungsloses Grundeinkommen
<ag-bedingungsloses-grundeinkommen at lists.piratenpartei.de>
An: AG Bedingungsloses Grundeinkommen
<ag-bedingungsloses-grundeinkommen at lists.piratenpartei.de>

Hallo ,

da zeigt sich warum die SPD so rasant abbaut.
Ich hatte mich bereits vor bald 10 Jahren mit dem SPD-"Konzept" befasst.

http://dadabit.de/forum/viewtopic.php?t=196

1.
> 
> Erwerbsarbeit als Schüssel für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
> 


Hintergrund der Erwerbsarbeit ist die Notwendigkeit, die
Leben ermöglichenden und erhaltenden Dinge herzustellen.

Zwar hat sich nichts daran geändert, dass zum Leben Dinge notwendig
sind, allerdings ist zu ihrer Herstellung keine relevante Arbeitszeit
von Nöten.

Die Arbeiterklasse hat, ganz wie die Bezeichnung nahelegt, die Arbeit
idealisiert. Sie hat in den Gesellschaften nach 1917 die politische
Macht erobert und die gesellschaftliche Arbeit in den Mittelpunkt
gesellschaftspolitischer Überlegungen gestellt.

Der Mangel an lebensnotwendigen Dingen konnte nur durch Arbeit
verringert werden.
Das ist auch eine Ursache für die Bildung der Nationalstaaten. Denn die
nationalen Grenzen schufen erst die Möglichkeit einer unabhängigen
Entwicklung des materiellen gesellschaftlichen Reichtums.
Die Vorstellung der marxistischen Linken, dernach die Arbeiter nichts zu
verlieren hätten, als ihre Ketten, ist falsch. Denn der natürliche
Reichtum einer Region bestimmt auch den Ertrag der Arbeit.

Wir können heute sagen, der Nationalismus ist ein natürlicher
Verbündeter der Arbeiterklasse, also die Arbeiterklasse war niemals
international aufgestellt.
Ein einfacher Blick in die Geschichtsbücher sollte da jeden Zweifel
ausräumen. Denn die Geschichte der Arbeiterklasse die, sagen wir Mitte
des 19. Jhds beginnt und gegen Mitte-Ende des 20. Jhd. endet, ist
gekennzeichnet von Nationalismus und der mit ihm verbundenen Barbarei.

Sozialismus ist, anders als Engels seinerzeit vermutete, gleich Barbarei.

Eine andere Frage wäre, was die SPD Genossen unter gesellschaftlichem
Leben verstehen. Nehmen z.B. die 20 Millionen Rentnerinnen nicht mehr am
gesellschaftlichen Leben teil?. Oder Schülerinnen und Studentinnen? Oder
die Kulturschaffenden?


2.
> 
> Dazu gehört vor allem auch, seinen Lebensunterhalt selbst durch eigene Leistungsfähigkeit zu erarbeiten. 
> 

Auch eine witzige Begriffsverirrung. Der Lebensunterhalt (besser wäre
"Warenkorb") ist ja eine reale, "Leistungsfähigkeit" beschreibt hingegen
eine potentielle Größe.
Potentielles hat den kleinen Nebeneffekt, dass es sich nur unter
bestimmten Szenarien realisieren kann.
Die potentielle Energie, die in einem Eimer Wasser steckt, der auf dem
Monte Everest getragen wurden kann zwar berechnet aber vermutlich nie
genutzt werden.

Die individuelle Leistungsfähigkeit ist also nicht ausschlaggebend,
sondern das gesellschaftliche Umfeld in dem sich die Fähigkeit entfalten
kann.
Der moderne Mensch lebt bekanntlich nicht alleine im Wald und muss der
Natur seinen Lebensunterhalt entreißen. Sein individuelle
Handlungsspielraum ist in der modernen Gesellschaft durch Rechtsnormen
usw. extrem beschränkt.

Mit "Leistungsfähigkeit" wird das Verb "arbeiten" verklausuliert.
Warum? Vielleicht um das gesellschaftliche Problem der
Massenarbeitslosigkeit zu individualisieren?

Seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit zu "verdienen" wird hier als
Ideal gesetzt.
Die Frage der Notwendigkeit, "Muss überhaupt gearbeitet werden?", stellt
sich der SPD gar nicht. Auch wenn nicht mehr gearbeitet werden bräuchte,
weil der "Warenkorb" für jeden Menschen mühelos bereitgestellt werden
könnte, müssten die Menschen nach ihrer Ansicht arbeiten, weil sie sonst
ja nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

"Wie lange soll die Einzelne für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen,
wie viele Stunden sind nötig um ihre Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben zu gewährleisten?", dies wären auch passende Fragen

Die Notwendigkeit zur Arbeit, die unsere Vergangenheit geprägt hatte,
ist bei der "Arbeiterpartei" zum quasireligiösen Dogma geworden,  Arbeit
als Selbstzweck, als Erziehungsmaßnahme oder dergleichen.

3.
>
> In diesem Sinne gibt Arbeit Lebenssinn und ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben.
>

Für die SPD ist offenbar der einzig denkbare Lebenssinn die Erarbeitung
des Warenkorbs. Dieser sonderbare Grundsatz ist aber noch nicht der
Gipfel. Selbstbestimmtes!!! Leben sei dem Menschen nur möglich durch
abhängige!!! Beschäftigung.

Für die SPD dreht sich die Wirklichkeit um 180 Grad. Denn es ist ja
gerade die abhängige Beschäftigung, die die Selbstbestimmung unmöglich
macht.
Denn ohne eine potente Fürsprecherin (SPD und Gewerkschaft) wäre eine
abhängig Beschäftigte den Goodwill des Arbeitgebers unterworfen.

Liebe SPD, erst das BGE schafft die Grundlage für eine selbstbestimmtes
Leben.


4.
> 
> Wichtig ist deshalb, das Arbeit gerecht entlohnt wird, soziale Sicherung ermöglicht, Anerkennung bietet, nicht krank macht, erworbene Qualifikation nutzt, demokratische Teilhabe garantiert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht.
> 

Interessant ist, dass da wo gesellschaftliche Probleme
(Massenarbeitslosigkeit) thematisiert werden müssten, die SPD die
Fähigkeiten des Individuums betont und dort wo es um individuelle
Arbeitsplätze gehen sollte, von der Arbeit im allgemeinen gesprochen wird.
Mal abgesehen von der Frage was für die SPD ein "gerechter" Lohn ist:
Wo oder von wem, liebe SPD, werden solche "selbstbestimmten"
Arbeitsplätze bereitgestellt. Was nutzen idealistische Beschreibungen
von Arbeitsplätzen die in der Realität vielleicht im Promillebereich zu
finden sind?


Fazit:
Es gab eine Zeit, da war die Produktivität so niedrig, dass nicht alle
Menschen ausreichend versorgt werden konnten und darum war die
Versorgung von nichtarbeitenden Menschen ein reales (physikalisches)
Problem. Denn was nicht da ist kann nicht verteilt werden!

Heute ist die Produktivität so hoch, das problemlos neue Märkte versorgt
werden können. Ein realer Mangel liegt erst mal nicht vor, d.H.
Versorgungsprobleme haben keine physikalischen sondern mentale und
verwaltungstechnische Ursachen. Die Warenkörbe stünden zum Verteilen
bereit, aber sie werden aus rechtlichen und organisatorischen Gründen
nicht abgerufen. Der Euter ist voll, die Kuh schreit vor Schmerzen, aber
die SPD lässt nur Kälber an die Zitzen die Kraftfutter für das
Muttertier mitbringen.

Kurz: zusätzliche "Arbeit" würde den Ausstoß an Warenkörben nicht
erhöhen, der Zusammenhang zwischen Arbeit und Lebensunterhalt wie er von
der SPD idealisiert wird, ist heute objektiv nicht mehr gegeben.


Die alte Tante steht mit beiden Beinen tief in der Vergangenheit, sagen
wir im Jahre 1917, und versucht alles was sie greifen kann da hinein zu
ziehen. Heute 2016 braucht so was keine Mensch mehr, 100 Jahre
(Nationalismus) Sozialismus sind genug.

Frithjof

Am 20.03.2016 um 11:52 schrieb Gernot Reipen:
> Hallo zusammen,
> 
> ich habe vor kurzem eine direkte Anfrage an Herrn Sigmar Gabriel (SPD)
> zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen" gestellt. Gestern erhielt ich
> die Antwort. (Siehe Link:
> http://www.edition-poseidon.de/Parteiarbeit/SPD-BGE.jpg).
> Ich wette: Die SPD wird 2017 ihr schlechtestes Wahlergebnis aller Zeiten
> einfahren. Diese Partei ist mittlerweile so unnötig wie ein Kropf.
> Wer hält dagegen?
> 
> Gruß Gernot
> 
-- 
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bedingungsloses-grundeinkommen



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